Zum 10-jährigen Bestehen dieses Blogs wurde eine österreichweite Umfrage unter Studierenden durchgeführt. 1872 Studierende aus dem ganzen Land nahmen daran teil und geben uns damit Stimmungsbilder über ihre Finanzen, die Vereinbarkeit von Studium und Lohnarbeit oder ihre Gesundheit. Die zentralen Ergebnisse finden Sie in diesem Beitrag.
Wer hat teilgenommen?
- Die meisten Rückmeldungen kamen von Studierenden einer öffentlichen Universität (60 %), gefolgt von den Fachhochschulen (34 %), wovon wiederum die meisten in Wien (37 %), Salzburg (23 %), Oberösterreich (13 %) und der Steiermark (9 %) studieren.
- Die Teilnehmer:innen weisen einen deutlich weiblichen Überhang auf: 67 % auf weiblicher Seite stehen 30 % auf männlicher gegenüber. 2 % der Teilnehmer:innen gaben eine diverse Geschlechtsidentität an.
- Rund die Hälfte (52 %) ist zwischen 18 und 25 Jahren alt, rund ein Drittel (36 %) zwischen 26 und 35. 8 % gaben an, zwischen 36 und 45 Jahren alt zu sein und sogar 4 % über 45.
- Mehr als die Hälfte (56 %) müssen bereits Studiengebühren zahlen
- 80 % der Teilnehmer:innen gab an, erwerbstätig zu sein.
Wie gut sind ein Studium und ein Beruf miteinander vereinbar?
Das Stundenausmaß der berufstätigen Studierenden ist sehr unterschiedlich. Die meisten arbeiten entweder geringfügig, 15-24 Stunden pro Woche oder in einer Vollzeitbeschäftigung.
Dabei zeigt sich, dass die Vereinbarkeit dieser beiden Lebensbereiche für viele Studierende eine große Herausforderung ist:
Vor allem bei Zeitstress und Druck tritt für die teilnehmenden Studierenden der Zeitaufwand für das Studium in den Hintergrund. 74 % der Teilnehmer:innen gaben an, eher beim Studium als beim Job zu sparen, wenn es eng wird. Und während 82 % der Teilnehmenden eher bis sehr zufrieden damit sind, wie ihre Arbeitgeber:innen bei der Vereinbarkeit entgegenkommen, sehen 70 % bei den Hochschulen und deren Maßnahmen noch Handlungsbedarf. Zustimmung finden die Forderungen der Arbeiterkammer nach einem Ausbau der Online-Angebote, einem Rechtsanspruch auf Bildungskarenz und einem Ausbau der Studienbeihilfe.
Wie sehr schlägt die Teuerung zu?
Für Studierende gibt es zwar verschiedene Möglichkeiten, Beihilfen zu beziehen, die Voraussetzungen sind jedoch meist sehr hoch. Zusätzlich sind die Beihilfenhöhen nicht ausreichend, um damit ein Auskommen zu finden. Auch hier steigt damit die Notwendigkeit eines Nebenjobs. Fast die Hälfte der Teilnehmer:innen (46 %) bezieht keinerlei Beihilfen, immerhin 29 % die Familienbeihilfe, 12 % die Studienbeihilfe und 8 % ein Selbsterhalter:innenstipendium. Vor allem die strengen Altersgrenzen führen zu den niedrigen Werten. Mit zunehmendem Alter sinkt also der Beihilfenbezug drastisch ab.
Die Teuerung trifft damit auch die Studierenden hart. Während die Ausgaben im Bereich Wohnen und Studium kaum reduziert werden müssen bzw. können, zeigen sich jedoch starke Auswirkungen bei der Ernährung und Ausgaben für Freizeitaktivitäten.
Danach gefragt, wie die Studierende ihre eigene Lebenssituation beurteilen, zeigen sich vor allem Sorgen bei der finanziellen Situation sowie bei der psychischen Gesundheit.
Die Umfrage zeigt uns, dass die Sorgen der Studierenden sich stark auf ihre psychische Gesundheit niederschlagen. Ein Fokus auf die Vereinbarkeit von Studium und Erwerbstätigkeit bzw. generell auf eine Stärkung der finanziellen Situation von Studierenden zu legen, bedeutet auch, diesen Stress zu reduzieren. Ein Studienabschluss sollte von Gesundheit und Motivation begleitet sein. Dafür müssen die entsprechenden Maßnahmen gesetzt werden.
1 Gedanke zu „Wie geht es Österreichs Studierenden?“
ich komme selbst aus einer „Arbeiterfamilie“, war selbst eine Zeit lang Vollzeitstudent und dann Nebenbei-Vollzeit-arbeiten-Student.
Daher kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Dass die Unis ihr Angebot mehr an arbeitende Studenten anpassen müssen, unterstütze ich zu 100%.
Alles andere ist Raunzerei, die mir schon als Student auf die Nerven gegangen ist.
Oh … ich bin so arm, weil ich arbeiten muss. Oh, ich bin so arm, weil ich lernen muss. Oh, ich kann mein Leben nicht genießen. Oh … ich kann nicht auf die nächste Party, den nächsten Road-Trip mitmachen, mir den nächsten Rausch in der Woche nicht mehr leisten. (sic!)
Liebe AK, gut dass es euch gibt. Aber für eine de facto kostenlose Ausbildung (vor allem im Vergleich mit dem Ausland) darf die Gesellschaft auch ein wenig Leistung und Leistungswillen verlangen. Mich und viele andere vor, neben und nach mir hat es auch nicht umgebracht.