Wie geht es mit der geplanten technischen Universität Linz weiter?

Anna Raith
Anna Raith
12. Juni 2023

Die geplante technische Universität Linz – tatsächlich IDSA (Institute of Digital Sciences Austria) genannt, war in den letzten Wochen immer wieder mit Schlagzeilen in den Medien vertreten:

Generell ist der Gründungsprozess seit Beginn von Problemen geprägt, wie diese kurze Zusammenfassung zeigt: „Der Rektor der Universität für Angewandte Kunst, Gerald Bast, legte sein Mandat im Konvent einen Tag vor den Hearings zurück, drei Mitglieder enthielten sich bei der Abstimmung wegen Befangenheit. Nach der Entscheidung für die Grazer TU-Professorin Stefanie Lindstaedt trat der vom Land Oberösterreich entsandte Fabasoft-Chef Helmut Fallmann zurück und richtete eine Aufsichtsbeschwerde an das Ministerium.“

Diese Turbulenzen rund um die Gründung der neuen Universität machen noch vor Besetzung des Gründungspräsidenten/der Gründungspräsidentin, Baubeginn und Ausschreibung der Professuren an der neuen Institution kein gutes Bild. Worüber jedoch weniger gesprochen wird, ist, welchen Einfluss diese Universität eine „völlig neuen Typs“ auf die hochschulische Landschaft in Österreich haben kann.

Finanzierung über die Ministerratsreserve

Ein gewichtiges Thema ist natürlich die Finanzierung der Universität. Diese soll zunächst aus Mitteln der Ministerreserve erfolgen. Dafür sind für die Gründungsphase 2022 und 2023 18,4 Mio. Euro vorgesehen. Diese Finanzierungsgrundlage wurde – in Zeiten der Teuerung und finanzieller Engpässe bei vielen Hochschulen – von vielen Seiten kritisiert. Danach soll die Finanzierung größtenteils durch den Bund und für Liegenschaften gemeinsam mit dem Land Oberösterreich gedeckt werden. Es wird bei Vollausbau der Universität mit rund 6.000 Studierenden von jährlichen laufenden Kosten von etwa 150 Mio. Euro ausgegangen. Zum Vergleich: alle 21 Fachhochschulen Österreichs, an denen an die 60.000 Personen studieren (Stand WS 2021/22), erhalten ein jährliches Budget von 370 Mio. Euro (Stand 2021).

Andere Spielregeln für das IDSA

Nicht nur hinsichtlich der Finanzierung gelten für das IDSA andere Spielregeln. Für die neue Universität werden zudem andere gesetzliche Grundlagen geschaffen. Während alle weiteren 22 öffentlichen Universitäten im Land dem Universitätsgesetz (UG) unterliegen, ist für das IDSA ein eigenes Gesetz geschaffen geworden. Das bedeutet, dass hochschulrechtlichen Grundlagen des UG sowie die dort festgeschriebenen Rechte für Studierende und Lehrende an dieser Universität nicht gelten werden.

Fehlende Klarheit über wissenschaftliche Inhalte und Kompetenzen der Absolvent:innen

Zudem besteht derzeit noch keine Klarheit über die konkreten wissenschaftlichen Inhalte der neuen Universität und wie diese mit den verschiedenen Einrichtungen, die bereits am Standort Linz und darüber hinaus tätig sind, zusammenarbeiten werden. Darunter fällt zum Beispiel das Artificial Intelligence Lab an der JKU. Ängste über mögliche Ausgliederungen von verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen an der JKU werden in diesem Zusammenhang geäußert. Von Seiten der uniko wird zudem kritisiert, dass es in Österreich bereits jetzt eine Vielzahl an interdisziplinären Studien im Bereich der Digitalisierung gäbe und eine recht hohe Anzahl an Studienanfäger:innen. Dass diese jedoch vermehrt zum Abschluss gebracht werden müssen. Eine Ausweitung des Studienangebot würde dieses Problem nicht beheben.

Übereiltes Handeln?

Trotz aller Probleme sehen das Wissenschaftsministerium und die oberösterreichische Landesregierung das Vorhaben nicht in Verzug und wollen am Zeitplan – Studienstart im Oktober 2023 – festhalten. Den Vorschlag, dem Gründungsprozess wieder an den Start zu setzen und sich hierfür ausreichend Zeit zu nehmen, wird abgelehnt. Bemerkenswert ist dabei: Derzeit – im Juni 2023 – sind weder konkrete Studienpläne noch ein Raumkonzept oder Lehrende bekannt.

Anna Raith
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