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Studium in Zeiten von Corona

Thomas Hraba
Thomas Hraba
11. Februar 2022

Finanzielle und psychische Belastungen für Studierende in der Pandemie

Einsam und frustriert:

Studieren macht derzeit keine Freude

Die Pandemie setzt den heimischen Studieren extrem zu:  Seit vier Semestern gibt es statt Campus-Leben mit vielen Möglichkeiten zum Austausch überwiegend Distance-Learning, das auch sozial zu Distanz führt. Umfragen zeigen, dass es mit der psychischen Gesundheit des akademischen Nachwuchses nicht gut bestellt ist.

Es gibt ein Studierenden-Leben vor und nach Corona: Höhersemestrige erinnern sich gerne, wie es zwischen den intensiven Lerneinheiten für Prüfungen oder nach endlich abgegebenen Seminararbeiten bei WG-Festen, spontanen Partys und gemeinsamem Abhängen wie von selbst zu Freundschaften, kurz- bis längerfristigen Beziehungen oder nützlichen Kontakten für gemeinsames Lernen gekommen ist.

Diese Unbeschwertheit, die trotz immer höherer Anforderungen das Studierendenleben erst ausmacht, ist seit zwei Jahren vorbei. Studieren ist geprägt von Distance-Learning, schnellem Auseinandergehen nach den seltenen Vorort-Veranstaltungen und sozialer Distanzierung.

Psychisch angeschlagen

Diese schwierigen Bedingungen haben sich bei den Studierenden aufs Gemüt geschlagen. Bei einer großen Umfrage im Herbst haben sich die mehr als 2.000 Befragen mehrheitlich (52 Prozent) einen schlechten psychischen Gesundheitszustand attestiert. Die Pandemie habe die Lebensqualität der Studierenden verschlechtert und für 40 Prozent der Befragten die Studienleistung beeinträchtigt.

Mehr als ein Drittel gaben an, der Mangel an sozialen Kontakten sei ein Problem. In die Einsamkeit vor dem Computer mischen sich Prüfungsängste und psychische Probleme.

Im Regen stehen gelassen

Der Lehrbetrieb an den Universitäten und Fachhochschulen wurde mit viel Improvisation und einigen Irrwegen aufrechterhalten. Vergessen wurde auf die Befindlichkeiten der Studierenden, die ohne informelle Gespräche am Gang viele wichtige Infos verpassen, die sich nicht zu Lerngruppen organisieren können und die vielfach Vortragende noch nie persönlich zu Gesicht bekommen haben.

All das führt zu Unzufriedenheit, Frustration und Studienabbrüchen, sagt ÖH-Vertreterin Natali Lujic: „Die neu eingestiegenen Studierenden wurden und werden im Regen stehen gelassen.“

Finanzielle Sorgen

Zu den Hürden beim Lernen kommen bei vielen Studierenden noch Geldsorgen, weiß AK-Bildungsreferent Thomas Hraba: „Finanziell schlechter gestellte Studierende waren und sind darauf angewiesen, mit Jobs in der Gastronomie oder im Verkauf ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Verschärftes Studienrecht Besser wird die Studiensituation vermutlich nicht werden. Vor einem Jahr wurde nämlich das Universitätsgesetz novelliert. Mit Wirksamkeit im kommenden Studienjahr im Herbst kommt eine verschärfte Eingangsphase. Wer 16 ECTS-Anrechnungspunkten in den ersten vier Semestern nicht schafft, fliegt. AK-Experte Hraba drängt darauf, dass zumindest die seit Jahren ausgehungerte Psychologische Studierendenberatung finanziell und personell so aufgestockt wird, dass alle Anfragen angenommen werden können

Thomas Hraba
Thomas Hraba

1 Gedanke zu „Studium in Zeiten von Corona“

  1. Ich kann dazu nur sagen: Distance Learning hat es mir ermöglicht, endlich eine für mich beruflich wichtige Prüfung abzulegen. Der „Präsenzkult“ in Österreich, der auch im Ausland negativ auffällt und den es auch in der Erwachsenenbildung gibt, der immer mehr um sich greift, erschwert es Berufstätigen (auch wenn sie nur halbtags tätig sind) und chronisch Kranken (auf mich trifft beides zu) entscheidend bzw. macht es einem praktisch unmöglich, zu studieren. Noch in den 70er Jahren war es möglich, das meiste aus Skripten und Büchern zu lernen und die so Ausgebildeten waren genauso gut bis besser (weil ja jetzt das Studium primär für Betuchte gedacht ist, die praktisch nichts anderes zu tun haben und die vielleicht 20 % ausmachen, genauso viele müssen ganztags arbeiten wie ich).

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