Am 15. Dezember endet die Frist für das Ansuchen um Studienförderung. Anträge die bis zu diesem Datum eingebracht wurden, werden nach Genehmigung rückwirkend mit Semesterbeginn ausbezahlt. Das Wissenschaftsministerium schätzt, dass rund zehn Prozent der Bezugsberechtigten nicht ansuchen.
Die Zahl der BezieherInnen von Studienbeihilfen ist seit 2008 um 13 Prozent gesunken. Wurden im Studienjahr 2007/2008 noch rund 44.000 Anträge genehmigt, waren es im Jahr 2013/14 nur mehr rund 40.000. Und das obwohl die Zahl der Studierenden im selben Zeitraum um 23 Prozent gestiegen ist.
Dass lässt aber nicht den Rückschluss zu, dass es den Studierenden so gut geht, dass sie keine Studienbeihilfe mehr brauchen. Ganz im Gegenteil: 44 Prozent der Studierenden, die in einem Einzelhaushalt leben und Miete zahlen müssen, haben laut Studierendensozialerhebung 2011 weniger als 800 Euro im Monat zur Verfügung. 16 Prozent müssen sogar mit weniger als 600 Euro monatlich auskommen. Das ist weit unter der Armutsgrenze in Österreich, die bei 1161 Euro im vergleichbaren Einpersonenhaushalt liegt.
Immer weniger Studierende beziehen Stipendium, weil viele aufgrund der steigenden Einkommen ihrer Eltern keinen oder einen geringeren Anspruch haben. Denn während die kollektivvertraglichen Löhne und Gehälter jährlich steigen, werden die Einkommensgrenzen für die Berechnung der Studienbeihilfe nicht erhöht. Alleine um die Inflation abzugelten, müsste die Berechnungsgrenze für den Zugang zum Stipendium um ca. 35 Prozent erhöht werden. Das Stipendium ist aufgrund der Steigerung der Lebenserhaltungskosten außerdem laufend weniger wert. Das Selbsterhalterstipendium in Höhe von 8148 Euro müsste unter Berücksichtigung der jährlichen Inflationsraten seit 2007 heute 9370 Euro betragen.
Die Hauptfinanzierungsquelle für Studierende ist aber ohnehin nicht das Stipendium, sondern mit 42 Prozent die Erwerbstätigkeit. Nur acht Prozent kommen aus der Studienbeihilfe. Darunter leidet auch häufig der Studienerfolg: Denn es ist belegt, dass Studierende, die Stipendium beziehen, ihr Studium signifikant häufiger abschließen, als Studierende, die das fehlende Stipendium mit (noch) mehr Erwerbstätigkeit kompensieren müssen.
„Diese Situation ist unhaltbar. Wir brauchen dringend eine umfassende Stipendienreform“, fordert daher AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer in einer Pressemeldung. Der Kreis der Bezieherinnen und Bezieher muss ausgeweitet und die Studienförderung muss erhöht werden. Das Ziel muss sein, dass es auch für Kinder aus sozial schlechter gestellten Familien möglich ist, ein Studium ohne umfassende Erwerbstätigkeit zu absolvieren.
Ob Anspruch auf Studienförderung besteht, lässt sich schnell mit dem AK-Stipendienrechner www.stipendienrechner.at herausfinden.