Im Jänner 2013 wurde vom Institut für Soziologie der Universität Wien mit Unterstützung der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) eine Studie zur finanziellen Situation und Wohnsituation der Studierenden durchgeführt. Rund 5000 Studierende an allen öffentlichen Universitäten in Österreich wurden zu ihrer finanziellen Situation befragt und das Ergebnis ist erschreckend.
Die Abfrage der materiellen Deprivation von Studierenden wurde an die Armutsberichterstattung angelehnt. Die Ergebnisse der Studie zur finanziellen Lage wurden bereits im Sommer 2013 vorgestellt und sorgten im Oktober für Schlagzeilen in den Medien. Ein Ergebnis ist, dass sich 9% der Studierenden keine notwendige medizinische Behandlung leisten können. Erschreckende 11% der Studierenden können ihre Wohnung nicht angemessen warm halten. Auf die Frage, ob bei Bedarf neue Kleider gekauft werden könnten, antworteten 19% mit einem Nein. Sehr stark ausgeprägt ist auch der Faktor Semesterticket. Insgesamt können sich 20% der Studierenden kein Semesterticket leisten, wobei hier die größte Problematik am Studienort Innsbruck aufgezeigt wurde. Und 44% der Studierenden können sich laut dieser Umfrage keine „unerwarteten Ausgaben“ in der Höhe von rund 430€ leisten.
Vergleicht man diese Ergebnisse mit den Daten der Statistik Austria zum Thema Armut in Österreich, so fällt auf, dass Studierende teilweise in einer schlechteren finanziellen Lage sind als der Durchschnittsösterreicher/ die Durchschnittsösterreicherin.
Zudem wurde bei der Erhebung festgestellt, dass die Wohnsituation eine wichtige Rolle bei der finanziellen Lage der Studierenden spielt. Vor allem Bewohner/-innen einer Wohngemeinschaft und Bewohner/-innen eines Wohnheims klagen über diverse Wohnprobleme, wie z.B. undichte Fenster und Türen (38% in WG), Schimmel und Fäulnis (16% in WG), Lärmbelästigung (39% Wohnheim). Personen, die bei Eltern/ Verwandten leben klagen vor allem über zu wenig Rückzugsmöglichkeit und Platz und Personen mit eigenem Haushalt kämpfen mit zu wenig Platz, feuchte Wände oder Böden und mangelnder Heizung.
Diese Ergebnisse sind erschütternd und werfen natürlich auch Fragen auf, wie die Situationen verbessert werden könnten bzw. welche Unterstützung es für Betroffene geben könnte.
Mögliche finanzielle Hilfe für Studenten und Studentinnen in Oberösterreich sind: Wohnbeihilfe vom Land OÖ, ÖH Sozialtopf , Solidaritätsfonds Land OÖ für besondere finanzielle Notlagen, Sanierungsförderung Land OÖ, einmalige Ausbildungsförderungen Land OÖ, Heizkostenzuschuss Land OÖ, Delogierungsprävention Verein Wohnplattform Linz.
Tipp: Eine Übersicht von sozialen Betreuungs- und Beratungsangeboten bietet der oberösterreichische Sozialratgeber.
Nähere Informationen zur Studie „Finanzielle Lage, Wohnsituation & Wohnqualität von Studierenden in Österreich“ wurden von Stefan Kratochwill zusammengefasst und sind auf der Homepage der ÖH verlinkt. Details zur Armutsberichterstattung findet man auf www.armutskonferenz.at und sehr interessante Studien und Artikel sind auf der Homepage des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz zu finden. Auch im Archiv des Abendjournals kann man sich den Bericht dazu anhören.
2 Gedanken zu „Elf Prozent der Studierenden können sich heizen nicht leisten“