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Frauen & Studieren: Das Leid mit den unbezahlten Praktika

Sabine Stadler
Sabine Stadler
11. März 2021
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Rund die Hälfte aller Studierenden macht in der Zeit ihres Studiums ein Praktikum. Frauen häufiger als Männer (49 vs. 42 Prozent, Quelle: Materialien zur sozialen Lage von Studierenden 2020). Was besonders auffällt: Frauen studieren häufig ein Studienfach, das ein verpflichtendes Praktikum vorsieht. Nicht nur, dass Frauen generell mehr unbezahlte Arbeit leisten, sie finden auch an der Hochschule häufiger Rahmenbedingungen vor, die offensichtlich auf der Idee basieren, dass Frauen wenig oder nicht bezahlt werden müssen. Dazu braucht man sich nur klassisch weibliche Berufsausbildungen anzusehen, wie die Bereiche Gesundheit, Soziales oder Lehramt: Laut Statistik Austria studierten im Wintersemester 2020/21 1.660 Männer und 7.634 Frauen im Bereich Gesundheitswissenschaften an Österreichs Fachhochschulen.

Nehmen wir als Beispiel FH Studentinnen und Studenten der Gesundheits- und Krankenpflege: In den drei Ausbildungsjahren an der Fachhochschule sind 2.300 Stunden in Praktika zu absolvieren. Und während für fast alle anderen Pflichtpraktika mittlerweile Grundlagen für die Bezahlung vorgesehen sind, ist dies bei der Pflege nicht geschehen. Ein unerträglicher Zustand, denn die Praktikantinnen und Praktikanten erhalten nicht mal mehr das zuvor übliche „Taschengeld“. Eine Umfrage der Studierendenvertretung unter Studentinnen und Studenten aus dem Jahr 2019 macht klar, dass diese jungen Menschen bereits in einem hohen Ausmaß systemerhaltend wirken. Bei den Pflichtpraktika steht oftmals nicht der Ausbildungszweck im Vordergrund, sondern die Pflegetätigkeit selbst. Eine faire Bezahlung der Pflichtpraktika ist daher unerlässlich.

Das Beispiel der Pflegeausbildung zeigt, dass Tätigkeiten, die überwiegend von Frauen ausgeführt werden – unabhängig davon wie wichtig diese für unsere Gesellschaft sind – schlechter entlohnt werden, und das bereits zum Berufseinstieg. Gerade jetzt, mitten in der Covid-Krise, in der Pflegekräfte dringend benötigt werden, ist es an der Zeit, die Ausbildung und ein gesundes Arbeiten in diesem Beruf attraktiv zu machen, und das muss sich eben auch am Gehaltszettel spiegeln.

Höchste Zeit also, die Rahmenbedingungen neu aufzustellen und Praktika fair zu bezahlen. Die Arbeiterkammer setzt sich für fair bezahlte Praktika ein, das Gütesiegel Praktikum zeichnet beispielsweise Betriebe in Salzburg aus, die ein qualitätsvollen und bezahltes Praktikum bieten.

Sabine Stadler
Sabine Stadler
Sabine Stadler ist Referentin in der Abteilung Bildung Jugend und Kultur in der Arbeiterkammer Salzburg. Sie hat an der Johannes Kepler Universität in Linz Wirtschaftswissenschaften studiert und 2004 ein Erasmus-Jahr in Finnland verbracht. Nach dem Studium war sie vier Jahre als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Paris Lodron Universität Salzburg tätig. 2011 übernahm sie für zwei Jahre die Bereichsleitung in einem Sozialökonomischen Betrieb. Nach der Geburt ihres Sohnes ist sie 2014 bei der Arbeiterkammer Salzburg in die Bildungsabteilung eingestiegen.

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