Am 8. März ist internationaler Frauentag, zu Beginn daher eine gute Nachricht: Die rasante Aufholaktion in Sachen Bildung ging weiter, mit dem Ergebnis, dass Frauen Männer bei höherer Bildung überholt haben. Soweit so gut und außerdem nicht wahnsinnig neu. Neu ist aber die umfangreiche Untersuchung der Arbeiterkammer Wien, was diese Entwicklung denn nun genau heißt.
Frauen haben Männer bei höherer Bildung klar überholt, in den letzten 30 Jahren hat sich der Anteil der Maturantinnen auf 19 Prozent der Erwerbsbevölkerung mehr als verdoppelt, während Männer zu 15 Prozent eine Matura vorweisen können. Hochschulabschlüsse haben 16 Prozent der Frauen im Vergleich zu 14 Prozent der Männer (2011).
Auch die Erwerbsbeteiligung von Frauen ist in den letzten 30 Jahren massiv gestiegen: 2011 waren 67 Prozent der Frauen im Erwerbsalter erwerbstätig. Gestiegen ist allerdings auch die Arbeitslosigkeit, nämlich von 2,7 Prozent (1981) auf 6,3 Prozent (2011)
Die gestiegene Erwerbsbeteiligung von Frauen ist im Detail von drei Faktoren gekennzeichnet:
- stark wachsender Dienstleistungsbereich
- hoher Teilzeitanteil (45 % aller Frauen arbeiten Teilzeit)
- stark ausgeprägte typische weibliche Berufswahl (mit niedrigem Lohnniveau)
Ein großes Thema ist die überqualifizierte Beschäftigung. Der höchste Anteil an Überqualifiziert- Beschäftigten findet sich bei Absolventinnen von AHS und BHS sowie bei Hochschulabsolventinnen. In all diesen Bereichen sind Männer deutlich besser gestellt.
Viele AkademikerInnen sind immer wieder davon betroffen, dass sie keine adäquate Beschäftigung finden. Besonders häufig trifft dies Frauen: Mehr als ein Drittel war 2010 unter ihrer Hochschulqualifikation beschäftigt. Die höhere Ausbildung lohnt sich natürlich trotzdem, da Frauen mit Hochschulabschluss quer über alle Einkommen das höchste Einkommen haben. Allerdings ist der Abstand zu den Männern bei den HochschulabsolventInnen besonders hoch (-25 Prozent).
Neben den erreichten Ausbildungsniveaus werden die beruflichen Chancen auch stark von der Art der gewählten Ausbildung beeinflusst. Frauendominierte Tätigkeitsbereiche werden bedauerlicher Weise (immer noch) schlechter bewertet und schlechter bezahlt. Der hohe Teilzeitanteil tut ein Übriges dazu, dass der formale Bildungsabschluss nicht adäquat umsetzbar ist.
„Es müssen dringend Rahmenbedingungen (zB bessere Kinderbetreuungsangebote, ganztägige Schulen) geschaffen bzw. ArbeitgeberInnen in die Verantwortung genommen werden (Recht auf Teil- und Vollzeit, gleiches Geld für gleiche Arbeit,..), damit sich die gute Qualifikation auch in einer adäquaten beruflichen Tätigkeit und Entlohnung niederschlagen kann“, meint der Präsident der AK OÖ, Dr. Johann Kalliauer.
Mit Simone de Beauvoir gesprochen „Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen: Sie bekommen nichts!“ Schönen internationalen Frauentag!